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“Genieße es, solange die Kinder noch klein sind…” WTF?

G

enieße die Zeit, solange die Kinder noch so klein sind, sie werden so schnell groß.”
Wie oft habe ich diesen Satz gehört! Meistens kombiniert mit einem entzückten Blick von Frauen, deren Kinder schon seit Jahren, oder sogar Jahrzehnten, dem Babyalter entwachsen waren.

Ich, Mama von Baby und Kleinkind, war nur erschöpft und hoffte jeden Tag auf den Abend, auf die nächste Woche, das nächste Monat und auf die Zeit wann es endlich leichter wird. Es wird tatsächlich leichter, nämlich dann, wenn das Baby alleine Sitzen kann und endlich die Hände frei hat, um sich ein paar Minuten alleine zu beschäftigen – solange bist das große Geschwisterkind kommt, um das Spielzeug wieder wegzunehmen.

Nein, ich konnte diese intensive Babyzeit nicht genießen, ich war überfordert. Ich war überfordert, wenn die Große genau dann einen Wutanfall bekommt, während ich die Kleine stillte. Ich war überfordert, wenn die Große am Klettergerüst hing und nach Hilfe rief und im selben Moment die Kleine im Kinderwagen aufwachte und schrie. Ich war immer dann überfordert, wenn beide gleichzeitig Mama brauchen und ich entscheiden soll, welche Bedürfnisse gerade dringlicher sind – wenn es doch beide sind. Ich fragte mich, wie soll ich die ständige Müdigkeit, das ununterbrochene Gebraucht werden genießen? Ich konnte nicht einmal alleine aufs Klo gehen!

Es wird leichter, an dem Tag an dem der eigene Körper, wieder der eigene Körper ist!

Doch dann, eines Tages ist es tatsächlich passiert. Plötzlich war er da, der Moment wo es auf einmal leichter war – allen zum Trotz, die sagten, es wird nicht leichter, es wird nur anders. Doch es wird leichter, nämlich ab dem Zeitpunkt wo der eigene Körper, wieder der eigene Körper wird. Wo man zumindest in einigen Nächten des Monats tatsächlich ein paar Stunden Schlaf am Stück bekommt und hin und wieder auch einmal eine ganze Nacht durchschläft, weil beide Kinder bei der Oma sind. Was für ein Lebensgefühl.
Okay, ich gebe zu, der Packesel, der bleibt man noch ein bisschen länger – Laufrad, Roller, Sandspielzeug, zum Spielplatz hin und wieder retour. Aber tatsächlich transformiert das „Stillende, mit Augenringen-bis-zum-Boden, Kinderwagen-schiebende und Baby-tragende Mamatier“ wieder zu einer Frau, die tatsächlich in Ruhe in der Badewanne ihre Beine rasieren
kann.

Mamas dürfen sagen, wie es ihnen wirklich geht.

Und dann, ein paar Jahre später, habe ich mich dabei ertappt! Ich dachte mir: „Sie werden so schnell groß…“ Doch ich nehme mir vor, wenn ich junge Mütter mit Baby und Kleinkind sehe, dass ich diesen Satz nicht sagen werde, sonder stattdessen: “Du machst das wirklich gut, auch wenn es nicht leicht ist am Anfang.“
Denn, dass was alle Mamas brauchen, ist Mitgefühl und die Möglichkeit sagen zu dürfen wie es ihnen wirklich geht. Mama-Sein ist manchmal ganz schön einsam und anstrengend, vor
allem dann wenn Mama müde und überfordert ist.